Fördertopf für Prozessbegleitungen

Wir freuen uns, dass wir Teil vom „Fördertopf für machtkritische Bildung und Prozessbegleitung von politischen Gruppen“ in Bezug auf Diskriminierung und Gewalt innerhalb der eigenen Strukturen sind. Der Fördertopf ermöglicht es linken Gruppen, eine Prozessbegleitung in Anspruch zu nehmen, auch wenn die Finanzierung nicht oder nur zu einem Teil selbst gestemmt werden kann. Schaut für mehr Infos und weitere prozessbegleitende Kollektive auf die Homepage des Fördertopfes!

Wir als fem*ergenz beschäftigen uns hauptsächlich mit kollektiven emanzipatorischen Umgängen mit sexualisierter Gewalt, bzw. wenn sexualisierte Gewalt in der eigenen Struktur benannt wurde. Wir suchen nach Umgängen, die sich an den Bedürfnissen der_den betroffenen Person_en orientieren, die auch die Bedürfnisse und Verletzungen aller Beteiligten in den Blick nimmt und nach Formen der Bewältigung und nachhaltigen Aufarbeitung sucht. Ziel ist es, Wiedergutmachungen zu finden und resilientere, präventivere und nachhaltigere Strukturen aufzubauen.

Wir sind ausdrücklich offen für Anfragen bei Fällen, die sich entlang mehrerer Diskriminierungslinien ziehen.

Wenn ihr eine Gruppe seid, die eine Prozessbegleitung im Umgang mit Gewalt und Diskriminierung in den eigenen Reihen braucht, aber keine Möglichkeit für eine Finanzierung habt, könnt ihr beim Fördertopf niederschwellig einen Antrag auf Übernahme der anfallenden Kosten stellen. Dadurch wird der Prozess (teil-)finanziert!

Ein fettes Danke geht raus an die Initiator*innen des Fördertopfes! ❤

Empowerment Werkstatt

für Betroffene von sexualisierter Gewalt*

am Samstag, 24.09.2022 von 10-20 Uhr im Jugendkulturhaus CAIRO in Würzburg mit veganer Verpflegung. Es finden an diesem Tag keine anderen Veranstaltungen im CAIRO statt, wir haben das ganze Haus für uns. Das CAIRO ist leider nicht barrierefrei. Die Workshops finden in deutscher Lautsprache statt. Es werden keine Fotos von Teilnehmer*innen gemacht. Es ist jederzeit möglich sich rauszuziehen und bspw. einzelne Übungen nicht mitzumachen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldungen per Mail an: femergenz@riseup.net.
Falls wir etwas beachten sollen, damit du gut teilnehmen kannst, falls du Unverträglichkeiten/Allergien hast, oder noch andere Fragen/Bitten, schreib uns das gerne dazu!


Mit der Empowerment-Werkstatt wollen wir uns Räume erschaffen, die wir im Alltag selbst nie oder sehr selten haben. In denen wir uns verletzlich zeigen dürfen. In denen wir uns gut und stark fühlen dürfen, ohne dass uns Betroffenheit dadurch abgesprochen wird. In denen wir uns gegenseitig und selbst stärken können. Kurz gesagt: Wir wollen einfach eine gute Zeit miteinander verbringen. Es geht uns nicht darum in unseren Betroffenheiten zu wühlen, im Gegenteil. Wir wollen unsere einzelnen Betroffenheiten nicht zum Thema machen, keine Rechtfertigungen, keine Vergleiche. Es geht uns darum, ein sensibles Miteinander zu erkunden, zu genießen und zu feiern.
Gewalterfahrungen und Traumafolgen können dazu beitragen, dass man sich vorsichtiger, skeptischer durch die Welt bewegt, weniger Leichtigkeit spürt, und es schwerer fällt Neues auszuprobieren, sich das zuzutrauen. Deswegen schaffen wir uns diesen Raum, in dem wir mutig sein können und unsere Vorsicht akzeptiert wird.

Wie der Tag konkret aussieht:
Vormittags tauschen wir uns darüber aus, was Empowerment überhaupt ist, welche politische Dimension dahinter liegt und wollen daraufhin unsere eigenen Ressourcen und Stabilisierungsstrategien entdecken. Mit einem kleinen Input schauen wir uns an, was eigentlich mit Gehirn Körper und Psyche passiert als Folge sexualisierter Gewalt – denn Wissen ist Macht und kann viel Verständnis für uns selbst mitbringen. Und wir wollen die Themen Grenzen & Konsens erkunden mit Austausch und Übungen.
Nach der Mittagspause geht es in 2 verschiedenen Workshops weiter. Du kannst vor Ort entscheiden was du machen möchtest.

Rap Workshop mit Ele
Die eigene Stimme (wieder) zu finden, sie verschieden einzusetzen und zu spüren was mit ihr alles machbar ist, kann empowernd sein. Genauso wie Worte zu finden, die einem was bedeuten, die vielleicht auch andere bewegen können. Ich will versuchen euch die Angst vor der ersten Hürde zu nehmen – vermutlich werden fast alle zum ersten Mal rappen in diesem Workshop und es darf und wird auch lustig zugehen. Ich schaue gerne flexibel worauf ihr Lust habt, aber wahrscheinlich wird unser Fokus auf dem Schreiben liegen. Du darfst gerne Texte mitbringen, mit denen du arbeiten möchtest, oder Beats die dir besonders gefallen.

Kreativ Workshop mit Salbei und Nuan
Wir orientieren uns in dem Workshop an der Idee ein Zine herzustelle. Ein Zine ist ein kleines Heft, das sehr unterschiedlich aussehen kann, meist ein Thema hat. Zines haben eine Geschichte feministischer Selbstorganisation. Wir wollen aber auch einen Raum schaffen, in denen wir uns ausprobieren können, ohne am Ende ein Ergebnis haben zu müssen.
Wir arbeiten mit verschiedenen Materialien und Techniken: Papier, Stifte, Pinsel, Farbe, Kleber, Schnipsel, Glitzer und alles was euch noch so einfällt. Wir organisieren Material für alle, aber freuen uns wenn ihr eigene Dinge und Ideen mitbringt, gerne auch alte Magazine oder Zeitungen.
Nach einem gemeinsamen Abschluss und Abendessen können alle die wollen den Abend noch miteinander ausklingen lassen. Wir schauen spontan, wonach uns ist – falls du Lust hast Musik aufzulegen, Spiele mitzubringen o.ä. – wir wollen den Abend gemeinsam gestalten, also gerne!

Zu den Workshopleiter*innen: Wir, Nuan, Salbei und Ele sind alle irgendwas mit 20 Jahren alt, nicht-binär und queer, weiß positioniert und Betroffene von sexualisierter Gewalt in Jugend und Erwachsenenalter. Wir machen seit ein paar Jahren Bildungsarbeit zum Thema sexualisierte Gewalt. Wir sind keine Therapeut*innen, sondern wollen teilen, was uns in unseren Aufarbeitungsprozessen an Wissen und Erfahrungen geholfen hat.

*Die Werkstatt ist für alle Betroffene von sexualisierter Gewalt. Sexualisierte Gewalt kann sehr unterschiedlich aussehen und nur du definierst, was du erlebt hast. Wir stellen das bei deiner Anmeldung nicht in Frage. Sexualisierte Gewalt kann auf körperlicher, verbaler, psychischer Ebene, im analogen und digitalen Raum stattfinden. Nicht jede Form wird strafrechtlich verfolgt, was sie nicht weniger zu Gewalt macht. Wenn du Gedanken hast wie “bin ich betroffen genug?”, dann ist die Antwort wahrscheinlich: ja. Sexualisierte Gewalt ist Gewalt und nicht in Ordnung, egal in welchem Ausmaß und du darfst dir sichere Orte suchen und schaffen.

Dieses Projekt wird gefördert von Bildungschancen gGmbH.

Seminar zu „Transformativer Gewaltprävention“

das 3-stündige Seminar richtet sich an Sozialpädagog*innen, Schulsozialarbeiter*innen & alle, die in der Jugendarbeit, außerschulischen Jugendbildung o.ä. tätig sind und wird in Präsenz angeboten:

03.12.2022 13:30 – 16:30 Uhr
in den Räumen von Würzburg KulturS e.V. (Bürgerbräu Gelände Würzburg)
Anmeldung gerne per Mail an femergenz@riseup.net

Klassische Gewaltprävention fokussiert oft individuelles Verhalten, wo soziale Bedingungen in den Hintergrund rücken. Transformativ ist die Gewaltprävention dann, wenn sie die Ursachen für Gewalt mitberücksichtigt und die Bedingungen, unter denen wir Beziehungen führen und die Gewalt hervorbringen, verändert. Ziel der Transformativen Gewaltprävention ist es, dass Umfelder eine betroffenen-solidarische und unterstützende Haltung entwickeln.

In jedem Klassenzimmer sitzen im Schnitt drei Kinder oder Jugendliche, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Wir möchten für die Perspektiven und Bedürfnisse von Betroffenen von sexualisierter Gewalt sensibilisieren. Das Verhalten von Umfeldern spielt eine wichtige Rolle dabei, ob es zu einem Ansprechen und einer Verarbeitung der erlebten Gewalt kommt. Kinder müssen im Schnitt 7 erwachsene Personen ansprechen, bis ihnen geglaubt und gehandelt wird. Umfelder können unterstützend und solidarisch sein, oder aber Gewalt reproduzieren, negieren, verharmlosen und sogar erst ermöglichen. 

Pädagog*innen sind mit ihrer Haltung Teil eines Umfeldes. Wir möchten gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Fragen nachgehen wie: Wie sehen die Hierarchien aus in den Gruppen, in denen ich mich bewege? Wo greife ich selbst zu gewaltvollen Strategien wie Strafen und Ausgrenzen? Denken wir in Methoden unterschiedliche Erfahrungen mit, z.B. in Methoden mit Körpernähe? Haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Grenzen einzufordern? Wie gehe ich als Gruppenleiter*in damit um, wenn ich gewaltvolles Verhalten beobachte oder Menschen mir von Gewalterfahrungen erzählen? Als Pädagog*innen sind wir Vorbilder, welchen Umgang wir mit Gewalt finden, ob wir Betroffenen glauben und wie wir Grenzüberschreitungen adressieren.

Dank der Förderung der Lotterie Bildungschancen können wir dieses Seminar kostenfrei anbieten. 

“Ich bin mir sicher”

In unserer Veranstaltungs-Reihe suchen wir danach, wie wir in unseren verschiedenen Lebensbereichen zu der Überzeugung kommen: „Ich bin mir sicher!“ 

In Beziehungen, Freund*innenschaften, im Bett, auf der Arbeit oder im öffentlichen Raum – überall begegnen wir Situationen, die zu Verunsicherungen führen können. Mit den Workshops wollen wir Wissen und Handlungsmöglichkeiten erarbeiten, die uns in unserem Alltag bestärken, gut mit unseren Grenzen, Mitmenschen und natürlich mit uns selbst umzugehen! Euch erwartet eine bunte Mischung aus Übungen, Inputs, Selbstreflexion und viel Austauschraum.

Die Workshops sind kostenlos und open for all gender.
Bei den Themen nehmen wir immer auch eine queere Perspektive ein. Wir beschränken uns nicht auf cis-hetero-Konstellationen, wenn wir von Konsens, Sexualität und Übergriffen sprechen. Wir Referent*innen sind selbst alle queer positioniert und möchten queere Menschen herzlich einladen!
Die Workshops finden im Wuf statt, dem queeren Zentrum im Nigglweg 2 in Würzburg statt. Anmeldungen bitte per Mail an femergenz@riseup.net.

Sexuelle Selbstbestimmung
Freitag, 22.07.2022 – 16:00 – 19:00 Uhr
Welche Mythen und gesellschaftlichen Narrative behindern unsere eigene sexuelle Selbstbestimmung? Wir wollen gemeinsam forschen, wie sie sich auf uns, unsere Gefühle und Handlungen auswirken – und sie dekonstruieren. Dabei sind weniger theoretische Konzepte als unsere Erfahrungen Mittelpunkt dieses Workshops – unabhängig davon, wie, mit wem und ob wir Sexualität ausleben. Ein Werkzeug, um sich der eigenen Grenzen und der Grenzen des Gegenübers aber auch der jeweiligen Wünsche bewusst zu werden ist Konsens. Jenseits des toxischen Bildes von “Wünsche von den Lippen ablesen” können wir mit Hilfe von Konsens eine selbst-bestimmtere Sexualität realisieren. Der Workshop wird viel Raum für Austausch bieten.

Selbstbehauptung & Selbstschutz
Freitag, 26.08.2022 – 16:00 – 19:00 Uhr
Wie können wir Alltagssexismus und sexualisierten Übergriffen begegnen? In dem Workshop widmen wir uns der Frage nach Selbstbehauptung, Selbstschutz, Selbstbestärkung und gegenseitiger Unterstützung. Wir wollen uns zuerst mit „Täter*innenstrategien” beschäftigen. Ausgestattet mit diesem Wissen suchen wir nach unseren ganz eigenen, persönlichen „Red Flags“ – Anzeichen, die uns davor warnen, wenn wir uns in einer brenzligen Situation befinden. Und natürlich: Möglichkeiten, wie wir da raus kommen! Wir wollen nicht mehr die Ohnmacht aushalten, die uns bei Alltagssexismus und sexualisierten Übergriffen überkommt. Wir wollen uns Strategien der Selbstbestärkung und gegenseitigen solidarischen Unterstützung aneignen.

Konsens in Freund*innenschaften
Freitag, 30.09.2022 – 16:00 – 19:00 Uhr
„Willst du eine Umarmung?“ „Ist es ok für dich, wenn ich ein Bier trinke?“ Konsens kann überall gelebt und gelernt werden. Wir wollen in dem Workshop unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse untersuchen. Uns darüber austauschen, wie wir sie kommunizieren können – und auch, wie wir anderen gut zuhören können. Konsens fängt eben nicht bei Sexualität an, sondern ist eine Haltung, wie wir zwischenmenschliche Beziehungen gestalten. Deshalb wollen wir nach den kleinen aber wichtigen Momenten im Alltag, in Freund*innenschaften suchen, in denen wir besser aufeinander achten können – denn letztlich sind Freundinnenschaften der Ort an dem wir aufgehoben sein sollten.

Die Veranstaltung ist in Kooperation mit dem LSBTIQ Regenbogenbüro Unterfranken und wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und der Stadt Würzburg.

Transformative Gewaltprävention

Gelingende Prävention zielt nicht nur auf Verhaltensänderung, sondern eben auch auf Verhältnisänderung ab“ (Brigitte Braun)

Das Fundament unserer Präventionsarbeit ist Transformative Gerechtigkeit. Diese entstand als Konzept und Haltung in den letzten 30 Jahren innerhalb sozialer Bewegungen in Nordamerika. Social Justice-Aktivist*innen, allen voran feministischen FLINTA* of Colour, entwickelten Visonen und Strategien zum Umgang mit Gewalt innerhalb ihrer Communities.

Ausgangspunkt war auf der einen Seite der massive Ausbau eines strafenden Staates, der strukturelle Gewaltverhältnisse unsichtbar machte und die bestehende Ordnung stützte. Auf der anderen Seite wurde zwischenmenschliche und vor allem sexualisierte Gewalt innerhalb antirassistischer und staatskritischer Communities ausgeblendet, da sie Staat und Rassismus als einzige Gewaltquelle definierten oder aus Angst vor Spaltung und polizeilichen Übergriffen schwiegen. Die Betroffenen erfuhren in ihrer Mehrfachdiskriminierung – als FLINTA* und BIPoC – keine Unterstützung. Darum suchten betroffene Aktivist*innen nach Konzepten für emanzipatorische Umgänge mit Gewalt im Nahbereich, die sich nicht auf den Staat bezogen und keine weitere Gewalt produzierten.

Das Herzstück Transformativer Gerechtigkeit ist die Kollektive Verantwortungsübernahme. Sie baut auf dem Verständnis auf, dass Gewalt nicht (nur) die individuelle Handlung einer delinquenten (abweichenden) Person ist, sondern innerhalb gesellschaftlicher Strukturen entsteht und wirkt. Das bedeutet, dass sich zum einen gesellschaftliche diskriminierende Strukturen auch in individuellem Handeln ausdrücken (bspw. sexualisierte Gewalt), und zum anderen Umfelder eine Mitverantwortung für ausgeübte Gewalt und für die Unterstützung der betroffenen Personen tragen. Kollektive Verantwortungsübernahme beginnt im Alltag im ganz Kleinen.

Mit Transformativer Gewaltprävention möchten wir dieses Verständnis in die Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen integrieren. Junge Menschen sind eine besonders vulnerable Gruppe. Viele Jugendliche befinden sich in Umbruchphasen großer Unsicherheit und Selbstzweifel, zudem erleben sie oft schon in ersten Beziehungen Gewalt und Grenzverletzungen. Sie können in ihrer Selbstbestimmung gestärkt werden, indem sie über ihre eigenen Grenzen und die Grenzen Anderer reflektieren. Wie kommuniziere ich meine Grenzen? Wie gehe ich mit Grenzsetzungen Anderer um? Mit Zurückweisung? Kann ich mich für Grenzverletzungen entschuldigen, Fehler eingestehen? Wie kann mit Hilfe von Konsens in intimen Beziehungen die eigene und geteilte Sexualität auf Augenhöhe erkundet werden? Die Auseinandersetzung mit diesen Themen hilft den Jugendlichen, widerständiger gegen Gewalterfahrungen und -ausübung zu sein.

Gleichzeitig bewegen sie sich ständig in Gruppen – in Klassenzusammenhängen, Freund*innenkreisen, Sportvereinen. In diesen Gruppen kann Gewalt reproduziert und verstärkt, oder aber verhindert werden. Wann tun uns Grupppen gut, stärken und unterstützen uns, und wann nicht? Welche Praktiken können wir in unseren Freund*innenkreisen einüben, um Verantwortung füreinander zu übernehmen, Gewalt zu verhindern, oder bei erlebter Gewalt betroffene Personen wirklich solidarisch-parteilich zu unterstützen?

Mit unserer Bildungsarbeit möchten wir zu unterstützenden, (strukturell) gewaltfreien Beziehungen beitragen – auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Dafür arbeiten wir mit Jugendgruppen, Multiplikator*innen der Jugendarbeit und mit Betroffenen von (sexualisierter) Gewalt.

Über die Unmöglichkeit, emanzipatorische Ziele für Andere zu setzen.

Die Überschrift ist ein Zitat von C. Kaindl „Über die Unmöglichkeit, emanzipatorische Ziele für Andere zu setzen“ in Mende/Müller (Hrsg.) „Emanzipation in der politischen Bildung – Theorien, Konzepte, Möglichkeiten”, 2009, Wochenschau Verlag. Folgender Text knüpft an Gedanken aus Kaindls Aufsatz an, aber geht auch darüber hinaus.

Was ist emanzipatorische (politische) Bildung eigentlich?

Emanzipation, also die äußere und innere Selbst-Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen, die sich aus bestimmten Normen ergeben und Diskriminierung hervorbringt, ist eines der Hauptanliegen emanzipatorischer (politischer) Bildungsarbeit. Politisch ist sie in dem Fall, weil wir gesellschaftliche Zwänge und Normen als mensch-gemacht und damit als veränderbar begreifen – und weil sie ein Abbild und Ergebnis von Macht- und Herrschaftsstrukturen sind.

Bildung ist dabei nicht nur Wissens-Vermittlung. Vielmehr geht es darum, Menschen anzuregen und zu befähigen, über ihre eigene Positionierung innerhalb bestehender politischer Strukturen nachzudenken. Oder über ihre Glaubenssätze, Vorurteile und Verhaltensweisen, die ihnen im Laufe ihres Lebens an-gelernt oder an-erzogen wurden, zu reflektieren. Und eigenständig den Wunsch zu entwickeln, diese um-zu-lernen und Verhaltensweisen zu verändern, um nicht (weiter) unterdrückerisch zu handeln.

Was sind Ziele emanzipatorischer (politischer) Bildung?

Wir identifizieren vier Felder, in denen sich emanzipatorische (politische) Bildung bewegt; manchmal unterschiedlich gewichtet.

  1. Das Erkennen und die Kritik an gesellschaftlichen (Ungleich-)Verhältnissen
  2. Die Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit innerhalb dieser Verhältnisse
  3. Kenntnisse von Emanzipations-Geschichte und kritischen Theorien zur Überwindung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit
  4. Die Entwicklung von Solidarität und Fähigkeiten zur Kooperation und wertschätzenden Kommunikation

Wozu brauchen wir heute emanzipatorische Bildung?

Ein Blick in die Geschichte zeigt Unfreiheiten und Formen der Unterdrückung, die für uns heute allgemein „unvorstellbar“ sind. Klassische historische Beispiele sind Versklavung, Segregation und kein Wahlrecht oder Recht auf weiterführende Bildung für Frauen¹ und BIPoC². Eine gesellschaftliche Ordnung zeigt ihr herrschaftliches Gewand, wenn sie angegriffen wird; und soziale Rechte wurden historisch immer „von unten“ erkämpft.

Unvorstellbar für uns heute – aber sind wir heute „frei“? Das gesellschaftliche Narrativ bezieht sich auf „Freiheit“ und „Gleichheit“. Dieses Versprechen soll von einem ökonomischen (kapitalistischen) und politischen (wettkampf-demokratischen) System eingelöst werden. Und wir sehen, dass genau dieses System Unfreiheiten und Ungleichheiten herstellt, aufrecht erhält und verstärkt.

Wer entwickelt den Wunsch nach Emanzipation?

Der Wunsch nach Emanzipation setzt voraus, dass sich eine Person in ihrer Lebensrealität unfrei fühlt bzw. Zwänge an-erkennt. Diese Erkenntnis ist zugänglicher für Personen, die in von der jetzigen Ordnung nicht profitieren, sondern von ihr benachteiligt, also diskriminiert werden. Diskriminierung erfahren heißt, konkrete Einschränkungen und Nachteile in der Gesellschaft zu erleben oder struktureller Gewalt oder der Angst vor psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt zu sein.

Es sind historisch betrachtet oft diejenigen, die von Strukturen benachteiligt sind und deren Ungerechtigkeit erkennen, die sich für deren Veränderung in eine gerechtere und freiere Welt einsetzen. Gleichzeitig sind es diejenigen, die wenige Ressourcen zur Verfügung haben, konkrete Veränderungen herbeizuführen.

Privilegien als Verlust und Lern-Behinderung betrachten

Werde ich als Person von dem System, was Ungleichheit und Unfreiheit produziert, bevorteilt – also genieße Privilegien – ist es wahrscheinlich, dass ich diese Ungleichheit und Unfreiheit nicht gleichermaßen wahrnehme.

Diese Bevorteilung findet auf verschiedenen Ebenen statt – und ist unbegründet. [Beziehungsweise ist die rassistische, patriarchale und abelistische Begründung eine, die von den Herrschenden und Privilegiertesten verfasst wurde und weiterhin fort-geschrieben wird.] Privilegien sind konkrete Vorteile innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung und Schutz vor Gewalt.

Oftmals wird privilegierten Positionen die Verantwortung übergeben, ihre Privilegien zur Herstellug von mehr Freiheit und Gleichheit zu „nutzen“, Privilegien „abzugeben“ oder zu „teilen“.

Die postkoloniale Theoretikerin, Aktivistin, Sprachwissenschaftlerin und Intellektuelle Größe Gayatri Chakravorty Spivak vollzieht einen Perspektivwechsel, dass es darum gehen müsse, „Privilegien als einen Verlust zu betrachten“.

„Die Idee, Privilegien als Verlust zu betrachten, erkennt, dass diese, bleiben sie unreflektiert, das kritische Denken vernebeln und die Imaginationshorizonte einschränken. Wer etwa von der heteronormativen sozialen Ordnung profitiert und dabei nie ein Gefühl des Verlustes verspürt hat, verpasst die Mannigfaltigkeit sexuellen Begehrens. Privilegien versperren die Möglichkeit, andere Horizonte zu erspüren. […] Wer Privilegien als Verlust reflektiert, wird marginalisierte Gruppen weder viktimisieren noch romantisieren – und gleichzeitig dazu in der Lage sein, die eigenen sozialen Vorteile geschichtlich einzuordnen.“

María do Mar Castro Varela über Spivak in: Strategisches Lernen, 2015 | Zeitschrift LuXemburg – Gesellschaftsanalyse und linke Praxis

Warum wir lernen – und warum wir bilden.

Als politische Bildner*innen haben wir selbst zahlreiche Lernerfahrungen gemacht, auf die wir reflektieren. Uns verbindet die Erfahrung, dass wir innerhalb von klassischen Bildungsinstitutionen (Schule, Uni, …) an Grenzen gestoßen sind: Entweder mussten wir Lernen, was wir nicht wollten oder was wir als falsch erachteten, oder wir konnten durch das Lernen keinerlei Handlungsfähigkeit entwickeln.

Das Lernen, was uns zu kritischem Denken, Selbst-Reflexion und Handlungsfähigkeit anregte, haben wir außerhalb von klassischen Bildungsinstitutionen gefunden. In sozialen Bewegungen, in politischer Arbeit, in Freund*innenschaften, in alltäglichen Herausforderungen.

Emanzipatorisch wird es für uns, wenn wir einerseits die Diskriminierungen, derer wir ausgesetzt sind, verstehen und einordnen können – anstatt sie auszuhalten – und einen für uns besseren Umgang finden. Andererseits ist es im Verständnis von Spivak unsere Aufgabe, unsere Privilegien als Verlust und Einschränkung insofern zu verstehen, dass wir Dominanzpositionen verkörpern und reproduzieren. Es ist unsere Verantwortung, unsere Privilegien zu reflektieren, um für Emanzipation für möglichst alle Menschen zu kämpfen.

Unser Verständnis von Bildung geht über Wissensaneignung hinaus. Es geht darum, die individuellen Denk- und Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, neue Perspektiven zu integrieren und alltags-praktisches Wissen zu nutzen.

Wir verstehen Lernen als eine selbstbestimmte, freiwillige Aneignung von einem bestimmten Lern-Gegenstand mit all seinen gesellschaftlichen Verweisen und Verflechtungen. Lernen findet auf auf kognitiven, körperlichen und emotionalen Dimensionen statt: Gesellschaftliche Verhältnisse und meine darin verortete Subjektivität stehen immer in Wechselwirkung. Oder einfacher gesagt: Die Welt, wie ich sie wahrnehme und erkenne, „macht was mit mir“ und daraus mache ich was mit und in der Welt.

Über die Unmöglichkeit, emanzipatorische Ziele für andere zu setzen

Es gibt „gute Gründe“ sich nicht mit bestimmten sozialen Ungerechtigkeiten zu beschäftigen und sich nicht für die Befreiung marginalisierter Personengruppen einzusetzen; und mit „guten Gründen“ meinen wir nicht normativ gut, also irgendwie moralisch, sondern schlicht nachvollziehbar oder pragmatisch. Wenn wir in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen privilegiert sind, profitieren wir von einem System, das Diskriminierung hervorbringt. Oftmals, ohne es zu merken.

In unserer Bildungsarbeit sehen wir, dass es unmöglich ist, Ziele für andere zu setzen. Wir können uns vornehmen, Reflexionsprozesse anzustoßen – aber ob sie vollzogen werden, hängt von den Lernenden ab. Ein Verständnis von den „guten Gründen“ ist dabei wichtig, um Personen nicht zu verurteilen oder in (völlig unemanzipatorische) Zwang- oder Straflogiken zu verfallen. Jede Person muss sich selbst zum Ziel setzen, eine emanzipatorische Haltung zu entwickeln und emanzipatorische politische Bildung kann lediglich bei der Zielsetzung unterstützen.

¹ wir verwenden den Begriff Frauen aus einer historischen Selbstbezeichnung um Wahlrecht und Recht auf Bildung.
² BIPoC: Abkürzung für Black Indigenous People of Color ist eine Selbstbezeichnung für von Rassismus betroffenen Personen.

Prekäre Emanzipation?! Gedanken zu Finanzierung und Corona

Politische emanzipatorische Bildungsarbeit im außerschulischen oder außer-institutionellen Kontext ist Arbeit. Arbeit, die schlecht bezahlt ist und deren Bildungsarbeiter*innen eigentlich immer in prekären Verhältnissen lässt. In einer verkürzten (weißen, deutschsprachigen) Alltags-Vorstellung ist Bildung etwas, das „kostenlos“ ist. Darunter liegt die Idee, das Bildung frei zugänglich für alle Menschen sein sollte. Und das ist etwas Gutes.

Außerhalb von staatlichen und damit schulischen oder universitären Kontexten werden die Kosten für Bildungsarbeit aber nicht staatlich ausgeglichen, sondern entweder auf die Teilnehmer*innen umgelegt und/oder mit Stiftungs- und Fördermitteln unterstützt. Neben der Bildungsarbeit leisten politische Bildner*innen also zusätzlich viel Arbeit, um ihre eigenen (Lebensunterhalt- und Betriebs-)Kosten einzuwerben. Denn gleichzeitig wollen wir ja weiterhin dafür sorgen, dass Bildung für alle zugänglich ist – unabhängig von ihren finanziellen Mitteln.

Wir befinden uns damit in einem politisch-gesellschaftlichen Trend, der inzwischen auch stark auf staatliche Institutionen übergreift: Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse – oder auch Prekarisierung -, Drittmittelwerbung, unternehmerische Eigenverantwortung für die eigene Arbeit und Ökonomisierung & Kapitalisierung von Bildung.

Auch außerschulische freiberufliche Bildungsarbeiter*innen sind von der neoliberalen Doktrin (Wettbewerb, Selbst-Ausbeutung etc.) nicht befreit; in einem Tätigkeitsbereich, von dem sowieso ausgegangen wird, dass er „nichts kostet“. Das Bildungs- und Moderationskollektiv stuhl_kreis Revolte hat dazu einen wichtigen Beitrag mit ihrer Argumentationshilfe zu fairen Tagessätzen geleistet, an der wir uns orientieren.

Corona hat natürlich auch uns und unsere Arbeitsweise vor andere Aufgaben gestellt. Wir mussten uns neu einstellen, bezahlte Aufträge wurden abgesagt, unsere Methoden wurden der Situation angepasst. Und wir haben gesehen: Emanzipatorische politische Bildung geht auch online und eröffnet uns neue Möglichkeiten.

Menschen können auch unabhängig von ihrem Wohnort, sozialen Ängsten oder Betreuungsauftrag an Bildungsangeboten einfacher teilhaben. Infrastrukturelle Barrieren können flacher sein. (Uns ist bewusst, dass online-Bildung auch für Teilnehmer*innen neue Barrieren schaffen können) – Die Kehrseite ist: „kostenlose Online-Angebote“ sind in unserer Vorstellung noch viel stärker verankert, als die Vorstellung von kostenloser Bildung. Die Kosten von Bildungsarbeit werden noch weniger sichtbar, obwohl sie ggf. für Bildungsarbeiter*innen steigen.

Prekär für eine bessere Welt?!

Wir machen unsere Arbeit, weil wir sie machen wollen. Und das ist ein großes Privileg und eine Form von Selbstbestimmung, von der wir wissen, dass sie nicht selbstverständlich ist. Wir machen unsere Arbeit auch, weil wir davon überzeugt sind, dass sie sinnstiftend und wertvoll ist.

Wenn Du unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen möchtest, freuen wir uns sehr.

Kontodaten:
Kontoinhaber*in: Wechselkurs Bildung e.V. 
IBAN: DE38 4306 0967 1110 5510 00 
BIC: GENODEM1GLS 
Verwendungszweck: Spende femergenz (bitte unbedingt mit angeben!)

Der Wechselkurs Bildung e.V. ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und kann Spendenbescheinigungen ausstellen. Wenn Du eine Spendenquittung möchtest, schreib uns doch kurz eine Mail an wechselkurs@riseup.net

Selbstorganisiert auf dem Weg in ein Gutes Leben für Alle.

Es ist zwar nicht möglich, unsere Analyse von Welt vollständig wieder zu geben, aber wir wollen mit diesem Beitrag eine kleine Einordnung geben, wo wir uns verorten und warum wir glauben, dass gesellschaftliche Veränderung nur gemeinsam und „von unten“ bewirkt werden kann.

Unsere Analyse fußt auf einer Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen des individualistischen neoliberal-kapitalistischen Systems, das durch gesellschaftliche Diskriminierungs-, Unterdrückungs- und Ausbeutungsmechanismen stabilisiert wird.

Dies Kritik am Individualismus greifen wir auch in unserer politischen Bildungsarbeit auf. Zum Beispiel werden typischerweise in Bildungskontexten für sogenannte „nachhaltige Entwicklung”, „globales Lernen“ oder „Antidiskriminierungs-Bildung“ Bildungsziele oftmals nur auf das Individuum formuliert: Wir sollen nachhaltig(er) oder „fair“ konsumieren, unser individuelles Verhalten ändern, unsere „individuellen“ Vorurteile gegenüber marginalisierten Personengruppen abbauen usw.

Individuelle Verhaltens- und Einstellungsänderung ist wichtig. Aber nur der erste Schritt.

Wenn wir anfangen, die Strukturen (Institutionen, politischen und wirtschaftlichen Systeme,…) zu hinterfragen, die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit hervorbringen, können wir sie nicht dadurch verändern, dass wir innerhalb dieser ungerechten Systeme bessere Menschen werden. Deswegen sind wir der Meinung, dass wir auch die strukturellen Ebenen von sozialer Ungleichheit mit-adressieren müssen und uns gemeinsam fragen, wie auf der Struktur-Ebene Veränderung gelingen kann.

In einem kollektiven Lern- und Arbeitsprozess ergeben sich immer auch Strukturen. Dort können wir ansetzen: Wie können wir unsere eigenen Strukturen nachhaltiger, gerechter, solidarisch gestalten? Wie wollen wir miteinander umgehen und kommunizieren, damit sich alle wohl fühlen? Individuelle & kollektive Verhaltens-/ Einstellungsveränderung und Strukturveränderung sollte dabei Hand in Hand gehen.

Wir haben vielleicht keine einheitliche Transformationstheorie (Theory of change), sind aber gemeinsam davon überzeugt, dass es eine Vielzahl von Ansätzen zur Transformation braucht. Gleichzeitig funktioniert eine Idee von Transformation auch nicht ohne eine Utopie, auf die sie abzielt, auf die sie sich ausrichtet.

Uns verbindet der Wunsch, dazu beizutragen, ein Gutes Leben für Alle mit zu ermöglichen. Aber: Wer sind alle? Wen haben wir (nicht) mit im Blick? Um die Kategorie „alle“ immer wieder erweitern zu können, ist es für uns wesentlich, unsere Perspektive auf gesellschaftliche Marginalisierung und Diskriminierung zu lenken.

Wir glauben, dass der Weg zu einem Guten Leben für Alle über eine basisdemokratische Selbstorganisierung führt. Ganz im Sinne der Emergenz spielt sie sich auf allen Ebenen ab und findet sich in der nächst kleineren oder größeren Ebene wieder: Egal ob Basis-Polit-Gruppe, Bündnis oder gar im basisdemokratischen Konföderalismus. Basisdemokratie bedeutet dabei für uns, dass alle mitentscheiden können sollten. Bei politischen Fragen, z.B. um die Verteilung materieller Ressourcen aber auch Arbeitsteilung usw. Basisdemokratie bedeutet für uns auch, dass es immer eine gewisse Ergebnisoffenheit geben muss; also dass eine Frage nicht schon die Antwort voraussetzt. Diese Ergebnisoffenheit versuchen wir auch in unserer Bildungsarbeit zu integrieren: Wir haben keine „richtigen Antworten“, es geht darum, gemeinsam Antworten auf Fragen zu finden, die uns bewegen. Weil wir glauben, dass es keine vorgefertigte unumstößliche Lösung gibt, die von einigen Menschen entworfen werden kann. Die besten Lösungen für alle finden sich, umso mehr Perpektiven mit einfließen.

Unsere Utopie, unsere konkrete Vorstellung vom Guten Leben für alle, wird dadurch ein Kompass, eine Orientierungshilfe, die sich auf dem Weg immer wieder aktualisiert.

Abschließend finden wir auch, dass der Weg bereits das Ziel beinhalten sollte. Wir wollen schon jetzt eine utopische Praxis üben; mit unseren Handlungen, Bildungen, Aktionen einen utopischen Überschuss produzieren. Dafür braucht es solidarische Beziehungsweisen und Lebensformen im Hier und Jetzt.

Komplexität beschreiben: Unser Name

fem*ergenz ist eine Symbiose aus feministisch und Emergenz. Emergenz bezeichnet die Möglichkeit zur Herausbildung von neuen Eigenschaften und Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Ein emergentes System kann also mehr als seine isolierten Einzelteile. Gesellschaftliche Veränderungsprozesse und die damit verbundenen Lernprozesse vor dem Hintergrund sozialer Dynamiken und Selbstorganisation zu verstehen, statt von unabhängigen Individuen in gegenseitiger Konkurrenz auszugehen, ist Grundlage unseres Bildungsverständnisses. Wir öffnen Bildungsräume, in denen Individuen sich begegnen und dadurch Neues entstehen kann. Als feministisches Kollektiv ist es uns wichtig, Analysen der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse immer mit in den Blick zu nehmen.

Inspiriert hat uns bei unserer Namensgebung u.a. adrienne maree brown mit ihrem Buch „emergent strategy – shaping change, changing worlds“ (2017)