Prekäre Emanzipation?! Gedanken zu Finanzierung und Corona

Politische emanzipatorische Bildungsarbeit im außerschulischen oder außer-institutionellen Kontext ist Arbeit. Arbeit, die schlecht bezahlt ist und deren Bildungsarbeiter*innen eigentlich immer in prekären Verhältnissen lässt. In einer verkürzten (weißen, deutschsprachigen) Alltags-Vorstellung ist Bildung etwas, das „kostenlos“ ist. Darunter liegt die Idee, das Bildung frei zugänglich für alle Menschen sein sollte. Und das ist etwas Gutes.

Außerhalb von staatlichen und damit schulischen oder universitären Kontexten werden die Kosten für Bildungsarbeit aber nicht staatlich ausgeglichen, sondern entweder auf die Teilnehmer*innen umgelegt und/oder mit Stiftungs- und Fördermitteln unterstützt. Neben der Bildungsarbeit leisten politische Bildner*innen also zusätzlich viel Arbeit, um ihre eigenen (Lebensunterhalt- und Betriebs-)Kosten einzuwerben. Denn gleichzeitig wollen wir ja weiterhin dafür sorgen, dass Bildung für alle zugänglich ist – unabhängig von ihren finanziellen Mitteln.

Wir befinden uns damit in einem politisch-gesellschaftlichen Trend, der inzwischen auch stark auf staatliche Institutionen übergreift: Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse – oder auch Prekarisierung -, Drittmittelwerbung, unternehmerische Eigenverantwortung für die eigene Arbeit und Ökonomisierung & Kapitalisierung von Bildung.

Auch außerschulische freiberufliche Bildungsarbeiter*innen sind von der neoliberalen Doktrin (Wettbewerb, Selbst-Ausbeutung etc.) nicht befreit; in einem Tätigkeitsbereich, von dem sowieso ausgegangen wird, dass er „nichts kostet“. Das Bildungs- und Moderationskollektiv stuhl_kreis Revolte hat dazu einen wichtigen Beitrag mit ihrer Argumentationshilfe zu fairen Tagessätzen geleistet, an der wir uns orientieren.

Corona hat natürlich auch uns und unsere Arbeitsweise vor andere Aufgaben gestellt. Wir mussten uns neu einstellen, bezahlte Aufträge wurden abgesagt, unsere Methoden wurden der Situation angepasst. Und wir haben gesehen: Emanzipatorische politische Bildung geht auch online und eröffnet uns neue Möglichkeiten.

Menschen können auch unabhängig von ihrem Wohnort, sozialen Ängsten oder Betreuungsauftrag an Bildungsangeboten einfacher teilhaben. Infrastrukturelle Barrieren können flacher sein. (Uns ist bewusst, dass online-Bildung auch für Teilnehmer*innen neue Barrieren schaffen können) – Die Kehrseite ist: „kostenlose Online-Angebote“ sind in unserer Vorstellung noch viel stärker verankert, als die Vorstellung von kostenloser Bildung. Die Kosten von Bildungsarbeit werden noch weniger sichtbar, obwohl sie ggf. für Bildungsarbeiter*innen steigen.

Prekär für eine bessere Welt?!

Wir machen unsere Arbeit, weil wir sie machen wollen. Und das ist ein großes Privileg und eine Form von Selbstbestimmung, von der wir wissen, dass sie nicht selbstverständlich ist. Wir machen unsere Arbeit auch, weil wir davon überzeugt sind, dass sie sinnstiftend und wertvoll ist.

Wenn Du unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen möchtest, freuen wir uns sehr.

Kontodaten:
Kontoinhaber*in: Wechselkurs Bildung e.V. 
IBAN: DE38 4306 0967 1110 5510 00 
BIC: GENODEM1GLS 
Verwendungszweck: Spende femergenz (bitte unbedingt mit angeben!)

Der Wechselkurs Bildung e.V. ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und kann Spendenbescheinigungen ausstellen. Wenn Du eine Spendenquittung möchtest, schreib uns doch kurz eine Mail an wechselkurs@riseup.net

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